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Belgische Frauen in Spitzenpositionen

 

Während in Deutschland noch über die Frauenquote diskutiert wird, hat das Königreich entschieden. Wer als Frau in einem börsennotierten Unternehmen oder einem Staatsbetrieb in Belgien Karriere machen will, hat beste Chancen. Freie oder freiwerdende Verwaltungsratposten dürfen nur noch an Frauen vergeben werden, bis ein Kontingent von einem Drittel erreicht ist.

 

Für Staatsbetriebe wie die belgische Post oder die nationale Lotterie gilt das bereits ab dem nächsten Jahr. Allerdings hat Belgacom ihr Führungsgremium bereits zur Hälfte mit Verwaltungsrätinnen besetzt. Börsennotierte Unternehmen bekommen 5 Jahre Zeit, um sich an die neuen Regeln anzupassen. Für kleine und mittlere Unternehmen und solche, die nur zu 50 Prozent an der Börse gehandelt werden, sind 8 Jahre vorgesehen.

 Dexia und Mobistar

Wenige Unternehmen erfüllen bereits ihr Soll – so aber immerhin Dexia oder Mobistar. Die weit überwiegende Zahl – darunter namhafte Unternehmen wie Solvay oder die KBC - sind weit davon entfernt. Bislang sind im Schnitt nur 7 Prozent der Chefpositionen mit Frauen besetzt. Damit liegt Belgien unter dem EU-Durchschnitt von 11 Prozent. In Deutschland liegt die Quote bei 13 Prozent.

Die Sanktionen bei Verstößen gegen die neuen Regeln sind genauso einfach wie hart. Die Vergütungen der Verwaltungsratsmitglieder werden solange eingefroren, bis der Verwaltungsrat gesetzeskonform besetzt ist. Jede regelwidrige Besetzung ist unwirksam. Eine Revision dieser Vorschriften wird erst in 12 Jahren zugelassen.

Die Entscheidung fiel Ende Juni im Senat mit 36 Ja-Stimmen, 22 Nein-Stimmen und 8 Enthaltungen quer durch die belgischen Parteien. Das Gesetz wurde mit einer Mehrheit von Christdemokraten, Sozialisten und Grünen unterstützt. „Das neue belgische Gesetz kann als echter Sieg für die Frauen und für Europa angesehen werden“, sagt Viviane Reding, Justizkommissarin der Europäischen Kommission.

Im europäischen Trend

Belgien befindet sich damit ganz im europäischen Trend. Norwegen als Vorreiter, Spanien, aber auch die Nachbarn Frankreich und die Niederlande haben den Glauben an eine freiwillige Aufgabe von männlichen Vorstands- und Aufsichtsratposten schon etwas früher aufgegeben und bereits ähnliche Vorschriften erlassen.

Kommissarin Reding wies darauf hin, dass, „falls die Unternehmen in Europa bis Ende 2011 keine zuverlässigen unternehmerischen oder selbstregulierenden Initiativen entwickeln, die Kommission ein EU-Rechtsinstrument zur Einführung von Frauenquoten in Aufsichtsräten auf den Weg bringen wird". Im weiterem wäre  es im Interesse der Wirtschaft, dass bis 2015 europaweit 30% und bis 2020 40% der Aufsichtsratmitglieder der börsennotierten Unternehmen auf Europas Binnenmarkt weiblich sind.

Frauen sind erwiesenermaßen die besseren Manager. Allerdings glauben emanzipierte Frauen in Deutschland immer noch, dass nur die Leistung zählt. Offenbar wird dabei die tief sitzende Platzhirschmentalität so mancher Vertreter des anderen Geschlechts ziemlich verkannt.

 

Von Walter Grupp
Zuerst veröffentlicht auf Belgieninfo am 07/07/2011.